Sorgsamer Umgang mit historischen Sammlungen
- 1. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Steigende Besucherzahlen verlangen nach neuen Konzepten, etwa in der Schatzkammer der Burg Forchtenstein. Durch die Klimaerwärmung registrieren wir ein höheres Aufkommen von Schädlingen. Das erfordert ein verstärktes Monitoring und geeignete Maßnahmen zum Schutz der historischen Sammlungen.

Restaurierung historischer Räume und Möbelstücke
Neue Methoden eröffnen zugleich neue Möglichkeiten: So wurde damit begonnen, auf der Burg Forchtenstein aufgefundene Möbel aus der Zeit Pauls I. Esterházy unter modernsten Methoden zu renovieren. Nach Fertigstellung werden sie einen neuen Einblick in die ungarische Möbelkunstgeschichte des 17. Jahrhunderts eröffnen.

Die Stücke sollen künftig in Räumen ausgestellt werden, die nach Belegen aus eben jener Zeit restauriert wurden und so einen Eindruck des Lebens zwischen Prunk und Türkenkriegen vermitteln. Zudem konnte im Berichtszeitraum die Revitalisierung jener Räume in Schloss Esterházy, die einst ebenfalls als Schatzkammer genutzt wurden, weiter vorangetrieben werden. Ziel ist es, die Eisenstädter Schatzkammer in den nächsten Jahren für das interessierte Publikum zu öffnen. Die Funktion der fünf Räume war die Beherbergung von Gegenständen und Schriftstücken, die für die Familie von Bedeutung waren. Im Zuge der Erforschung der historischen Wände traten 2024 Wandbeschriftungen hervor, die auf die Erstnutzung unter Paul I. Esterházy Ende des 17. Jahrhunderts hinweisen. Zugleich lieferten sie den Beweis, dass das betreffende Zimmer damals als der zentrale Bereich der Schatzkammer galt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse im europäischen Kontext
Unter der Einbeziehung aktueller internationaler Ergebnisse werden innerhalb der Sammlungen der Privatstiftung Esterhazy laufend neue Erkenntnisse gewonnen. Zugleich ist die Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im internationalen Umfeld gefragt. Zu einer wichtigen Aufgabe zählt das Verfassen von wissenschaftlichen Beiträgen für nationale und internationale Publikationen, was wiederum der Reputation der Sammlungen dient. Aufsätze für den Ausstellungskatalog der Schallaburg, den Ausstellungskatalog „Bellum et Artes“ (Brüssel), das Fachjournal Museum aktuell sowie die internationalen Mogersdorfer Gespräche widmeten sich Themen aus den Sammlungen. Im Rahmen eines Meetings der Alliance of Early Universal Museums (AEUM) in Bologna wurde in Vorträgen die Bedeutung der Schatzkammer in Forchtenstein hervorgehoben. Mit den Forchtensteiner Schatzkammertagen schufen die Sammlungen zudem eine eigene Plattform zum Austausch internationaler Fachleute, die Expertengespräche fanden 2024 zum vierten Mal statt.
Mitteilungen aus der Sammlung Privatstiftung Esterhazy
Einen Blick auf neue Themen gewähren seit 2014 Mitteilungen aus der Sammlung Privatstiftung Esterhazy. Die wissenschaftliche Reihe präsentiert Forschungsergebnisse aus den Esterházy-Archiven, aber auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Institutionen und aus den Nachbarländern. Bis Ende 2024 sind 15 Bände erschienen, darunter zuletzt 2022 „Das Aeolodikon des Pressburger Klavierbauers Karl Schmidt“. Dieser Band ist, um sowohl der deutschsprachigen sowie der slowakischen Wissenschaft zur Verfügung zu stehen, in beiden Sprachen publiziert. Auch andere Bände sind je nach Themenstellung zwei- oder mehrsprachig. So enthält Band 10 „Die Krönungsfahnen in der Esterházy Schatzkammer auf Burg Forchtenstein“ neben der umfangreichen Version von Géza Pálffy Kurzfassungen in Englisch, Slowakisch, Ungarisch, Serbisch und Kroatisch. Aufgrund der großen Nachfrage wurde er im Berichtszeitraum in zweiter Auflage gedruckt. Weiters wurden 2022 die englischen und hebräischen Übersetzungen von Felix Toblers Abhandlung „Die Fürsten Esterházy als Schutzherren der jüdischen Sieben-Gemeinden“ aufgelegt.
Schewa Kehilot: Ausstellung mit internationaler Strahlkraft
Der Band über die Fürsten Esterházy als Schutzherren der jüdischen Gemeinden war parallel zu der 2022 eröffneten Ausstellung „Shewa Kehilot – die Fürsten Esterházy und die jüdischen Sieben-Gemeinden“ entstanden, die weltweit Aufmerksamkeit auf sich zog. Erstmals wurde die Geschichte jener sieben Gemeinden, die über rund 200 Jahre unter dem Schutz der Fürsten gestanden waren, in einer eigenen Schau aufgearbeitet und zugleich in Band 12 der Mitteilungen aus der Sammlung Privatstiftung Esterhazy umfangreich dokumentiert. Die Ausstellung sowie die Publikation stießen nicht nur innerhalb der jüdischen Gemeinden in Europa, sondern auch in den USA und in Israel auf großes Interesse. Im Zuge des Projekts wurde die Digitalisierung von Archivalien fortgesetzt, die über Jahrhunderte Geburten, Hochzeiten und Todesfälle jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb der Herrschaften dokumentierten. Über Vermittlung von Randol Schoenberg, einem amerikanischen Anwalt und Enkel Arnold Schönbergs, gelangten diese in die USA, wo sie fortan digital für genealogische Studien zur Verfügung stehen. Damit spannt sich der Bogen vom heutigen Burgenland bis nach Amerika und gibt Nachfahren von vertriebenen und ausgewanderten Jüdinnen und Juden die Möglichkeit, der Geschichte ihrer Vorfahren auf die Spur zu kommen, was wiederum die Bedeutung der einstigen Sieben-Gemeinden unterstreicht.
Übersicht über Leihgaben im Berichtszeitraum
2024
„Bewundert, gesammelt, ausgestellt. Behinderung in der Kunst des Barocks und der Gegenwart“, Staatliche Kunstsammlungen, Dresden, Grünes Gewölbe; Dresden, Deutschland
„BELLUM ET ARTES: Europe and the Thirty Years’ War“ / „BELLUM ET ARTES: Europa und der Dreißigjährige Krieg“; The European Union represented by the European Parliament, House of European History / GWZO / SKD; Brüssel, Belgien
„Fruits of Discord. Portraying the Ottoman Presence“, Slowakische Nationalgalerie; Bratislava, Slowakei
"Mozart bei Tisch“, Mozarthaus Vienna; Wien, Österreich
„Renaissance jetzt“, Schallaburg; Schallaburg, Niederösterreich, Österreich
„Verliebt? Verlobt! Verheiratet.“, Schönbrunn Group – Schloss Niederweiden; Niederweiden, Niederösterreich, Österreich
2023
“Timelines”, MODEM Modern and Contemporary Arts Centre; Budapest, Ungarn
„Kinder“, Schallaburg; Schallaburg, Niederösterreich, Österreich
„KUNSTKAMMER“, Budapester Ausstellungshaus Q Contemporary; Budapest, Ungarn
„Holy Horses – Heavenly Riders”, Ethnographisches Museum Ljubljana, Slowenien
2022
„Reiternomaden in Europa“, Schallaburg; Schallaburg, Niederösterreich, Österreich
„Brandenburg. Ausstellung“, Brandenburg Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte; Potsdam, Deutschland
“Canova and Europe”, Museo Civico; Bassano del Grappa, Italien
„Ereklye, Haydnkopf“, Abtei Tihany; Tihany, Ungarn
“Ars et Virtus. Croatia-Hungary. 800 Years of shared cultural heritage”, Ungarisches Nationalmuseum Budapest; Budapest, Ungarn










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