Historische Stätten: Orte der Begegnung
- 13. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Wie in der Vergangenheit erfüllen die historischen Bauwerke von Esterhazy auch heute unterschiedliche Zwecke. Sie dienen als Veranstaltungslokationen, als Arbeitsplatz und als Präsentations- und Aufbewahrungsort für bedeutende Kunstobjekte. Unter diesen Voraussetzungen gilt es, die historische Substanz zu bewahren und zugleich für die Zukunft zu rüsten.

Schloss Esterházy in Eisenstadt hat sich im ausgehenden 20. und einsetzenden 21. Jahrhundert von einer historischen Residenz zu einem offenen Ort für Kunst, Kultur und Veranstaltungen gewandelt. Diese Vielseitigkeit der Nutzung ist einzigartig und stellt die Verantwortlichen vor organisatorische wie logistische Aufgaben. Sie erfordert ein hohes Maß an
Anpassungsfähigkeit, um die historischen Gegebenheiten und Objekte mit modernen Anforderungen in Einklang zu bringen.
Steigende Besucherzahlen im Schloss Esterházy
Rund 250.000 Gäste verzeichnet Schloss Esterházy pro Jahr. Anziehungspunkte sind die historischen Räumlichkeiten, aber auch Eigen- und Fremdveranstaltungen wie Konzerte, Tagungen oder andere Events. Hinsichtlich des Ausstellungsangebots war eines der Ziele der vergangenen Jahre, dieses übersichtlicher zu gestalten und die unterschiedlichen Schwerpunkte in einem Ticket zusammenzuführen. Seit 2021 ermöglicht das Schlossticket
die eigenständige Besichtigung mehrerer Ausstellungen im Schloss. Zudem gibt es regelmäßige Sonderschauen. Das Angebot findet großen Anklang: Nachdem das Jahr 2022 wegen der Covid-19-Pandemie noch von einem eingeschränkten Reiseverhalten geprägt gewesen war, stiegen die Besucherzahlen bei Ausstellungen danach von 119.500 (2022) auf 153.000 im Jahr 2023. Mit 162.500 Ausstellungsgästen erreichte Schloss Esterházy 2024 einen neuen Besucherrekord.
Adventmärkte als Anziehungspunkt
Neben den Ausstellungen gelten die Adventmärkte an den historischen Lokationen als Anziehungspunkte, wobei bei den Ausstellern sowie Kulinarik-Angeboten großes Augenmerk auf Nachhaltigkeit liegt: Warme Getränke werden nur in Tassen und Mehrwegbechern ausgeschenkt, weitere Verpackungsmaterialien stammen nach Möglichkeit aus nachhaltigen Rohstoffen. Das hochwertige Angebot überzeugt: Konnten 2023 an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden knapp 14.400 zahlende Gäste im Eisenstädter Schloss, auf Burg Forchtenstein und im Renaissanceschloss Lackenbach registriert werden, erhöhte sich die Zahl im Jahr darauf auf über 16.500. Als Zusatzangebot war im Eintritt zudem der Ausstellungsbesuch an der jeweiligen Lokation inkludiert, was viele Gäste zur Verbindung des Adventmarktbesuchs
mit der Entdeckung des kulturellen Angebots anregte.

Großes Interesse an der Green Location
Schloss Esterházy ist als Green Location zertifiziert und erfreut sich als Veranstaltungsort einer hohen Nachfrage: An rund 220 Tagen im Jahr finden hier vielfältige Veranstaltungen statt. Zu den etwa 100 Eigenveranstaltungen zählen unter anderem das HERBSTGOLD – Festival, die beliebten Sommer-Matineen oder die Konzertreihe classic.Esterhazy. Das Feenreich in der Orangerie sowie das Drachenfest auf Burg Forchtenstein, Veranstaltungen, die vor allem Familien ansprechen, wurden im Berichtszeitraum auf zwei Tage ausgedehnt. Mit dem 2024 gestarteten Piano-Festival Keys to Heaven konnte eine neue Konzertreihe und somit ein zusätzliches Angebot für weitere Zielgruppen etabliert werden. Obwohl von diesen vielfältigen burFormaten die gesamte Region profitiert, werden die Veranstaltungen hauptsächlich aus Eigenmitteln finanziert. Weitere 120 Belegtage sind für Fremdveranstaltungen vergeben – von Hochzeiten über Tagungen bis hin zu Konzerten lokaler Vereine. Der Gartensaal im Schloss, die Orangerie sowie der Leopoldinentempel im Schlosspark gelten als beliebte Hochzeitsorte: Je nach Räumlichkeit bieten sie 15 bis 400 Personen Platz. Im Sinne des sozialen Engagements für die Region kommt das Unternehmen vielfach lokalen Vereinen oder anderen Organisationen bei der Ausrichtung von Veranstaltungen entgegen. So finden neben den Eigenveranstaltungen Blasmusikkonzerte oder Charity-Events statt, die zudem ein breites Publikum ansprechen und dazu beitragen, neue Besuchergruppen zu erschließen. Diese werden weiters durch Kooperationsveranstaltungen wie Lovely Days oder Butterfly Dance erreicht – viele der Festival --Gäste kommen erstmals im Rahmen einer solchen Veranstaltung nach Eisenstadt. Als neues Format brachte ein Austro-Pop-Konzert 2023 im Berichtszeitraum weitere Tausend Musikfans in die Stadt. Großveranstaltungen wie diese tragen maßgeblich zur wirtschaftlichen Wertschöpfung in der Region bei und stärken die lokalen Unternehmen sowie den Tourismus. Die Zusammenarbeit ist daher langfristig fixiert.

Moderne Anforderungen im Einklang mit historischer Substanz
Die steigenden Besucherzahlen, aber auch die Ausweitung auf ein ganzjähriges Ausstellungs-und Konzertangebot stellen an die historischen Bauten hinsichtlich Heizung, Technik und Barrierefreiheit neue Anforderungen. Um diese Themen in Einklang zu bringen, verfolgt Esterhazy ein eigenes Nachhaltigkeitskonzept. Zwei Drittel von Schloss Esterházy werden aktiv genutzt: Sie stehen für Führungen, Vermietungen und Veranstaltungen zur Verfügung, was nicht nur organisatorischen Aufwand, sondern auch eine physikalische Belastung für die Räumlichkeiten selbst bedeutet. Ständige Umbauten, wechselnde Nutzungen, Temperaturschwankungen und die hohe Besucherfrequenz wirken sich auf die Bausubstanz wie auf Kunstobjekte aus – daher kommt hier dem Monitoring, laufenden Innovationen und nicht zuletzt einem dafür entwickelten Konzept besondere Bedeutung zu.
Nachhaltigkeit als Leitprinzip
Bei allen Eingriffen in das Bauwerk spielen die Bewahrung der historischen Gegebenheiten und die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen eine zentrale Rolle. Zahlreiche Schritte wie die Umstellung auf LED-Beleuchtung, die Nutzung von Fernwärme bis hin zur Green-Event Zertifizierung tragen dazu bei, den ökologischen Fußabdruck in den historischen Großbauten zu minimieren. Zugleich gilt es, durch langfristige Investitionen wie etwa bei der geplanten Generalsanierung des Schlosses zur weiteren Effizienzsteigerung und zum Erhalt der originalgetreuen Substanz, beispielsweise durch Verwendung traditioneller Baumaterialien und Farben, beizutragen. Damit wird Esterhazy einmal mehr seinem Ziel gerecht, das Schloss als lebendigen Kulturort zu erhalten und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Haydnsaal - Historischer Konzertsaal schonend klimatisiert
Schloss Esterházy wird von der Burgenland Energie mit Strom versorgt, die diesen überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen gewinnt. Im Zuge des Ausbaus der Fernwärme in Eisenstadt erfolgte 2023 die Anbindung des Schlosses an dieses ökologische Heizsystem, was die bis dahin energieaufwendige elektrische Beheizung ablöste. Die Einführung der Möglichkeit, die Temperatur in der Nacht zu senken, leistet einen weiteren Beitrag zur Energieersparnis. Der Haydnsaal – Herzstück und zugleich einer der sensibelsten Räume im Schloss – erhielt 2024 eine erste Klimakonditionierung, die vor allem auf die Balance zwischen Komfort für die Gäste und Erhalt der historischen Substanz abzielt. Besondere Aufgabe war es, das System minimalinvasiv in die Bausubstanz zu integrieren. Dabei standen einerseits die geringstmögliche Beeinträchtigung des Erscheinungsbilds und andererseits der bestmögliche Ausgleich von Temperaturschwankungen durch große Menschenmengen, etwa bei Konzerten, im Mittelpunkt. Die gleichmäßige Temperaturregelung sorgt nun dafür, dass empfindliche Materialien wie Holz und Stoffe geringeren Belastungen ausgesetzt sind.
Mit neuer Beleuchtung Zeichen setzen
Neben der Heizung stellt die Beleuchtung einen weiteren Energiefaktor dar, bei dem im Berichtszeitraum Einsparungen erzielt werden konnten. Bereits 2021 war mit der Umrüstung des Bühnenlichts im Haydnsaal auf LED-Leuchtkörper begonnen worden, diese wurden zudem sukzessive in den Ausstellungsräumen eingeführt. Im Sommer 2023 erhielt der rund 1.000 Quadratmeter umfassende Bereich von „Haydn explosiv“ LED-Leuchtmittel, im Herbst jenes Jahres wurde zudem die Außenbeleuchtung auf diese energiesparende Variante umgestellt. Im Zuge dessen wurde auch ein Programm installiert, das die Beleuchtung ab 22:00 Uhr dimmt – nicht nur im Sinne der Ressourcenschonung, sondern auch zur Minderung der Lichtverschmutzung. Ende 2024 waren 90 Prozent der Beleuchtungskörper in Schloss Esterházy auf LED umgestellt.
Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen: Herausforderungen und Chancen
Als Green-Event zertifizierter Veranstaltungsbereich legt das Unternehmen bei Eigenveranstaltungen großen Wert auf die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen, bei der Zusammenarbeit mit externen Partnern erfolgt eine sorgfältige Abstimmung, um sicherzustellen, dass die Nutzung des Schlosses im Einklang mit den Erhaltungszielen steht. Bei der Vergabe von Dienstleistungen erhalten lokale Anbieter und Erzeugnisse den Vorzug, zudem kommen bei Publikumsveranstaltungen Mehrweggebinde zum Einsatz. Bei der Anlieferung von Technik bestehen Kooperationen mit regionalen Betrieben, die sich durch kurze Anfahrtszeiten, neueste energiesparende Equipments sowie Kenntnis der Gegebenheiten vor Ort auszeichnen. Ebenso wird im Catering auf Regionalität gesetzt: Vieles wird aus dem Bio-Landgut Esterhazy, dem Weingut Esterházy sowie von lokalen Partnern bezogen.
Barrierefreiheit als soziale Verantwortung
Eine besondere Herausforderung in historischen Bauwerken stellt die Barrierefreiheit dar. Für heutige Anforderungen weisen die Gegebenheiten oftmals zahlreiche Mobilitätseinschränkungen auf, die allerdings aufgrund der Einhaltung anderer Kriterien, etwa des Denkmalschutzes, nur schwer behoben werden können. In einer Kooperation mit dem Österreichischen Zivilinvalidenverband arbeitet das Unternehmen schrittweise an der Zugänglichmachung weiterer Bereiche und Angebote. So wurde im Berichtszeitraum der Ticket-Verkauf, der nur über Stiegen erreichbar war, in die Boutique verlegt, in die Gäste nun über eine Rampe gelangen können. Der Haydnsaal sowie die Beletage sind gartenseitig über die historische Auffahrtsrampe erschlossen, wodurch der erste Stock auch für Personen erreichbar ist, die die Stiegen nicht bewältigen können.
Zukunftsperspektiven
Die Arbeit in und an historischen Gebäuden bedeutet, den Blick stets zugleich zurück und nach vorne zu richten. Neben baulichen Maßnahmen, die den Erhalt sichern, haben die Integration moderner Technologien zur Verbesserung der Energieeffizienz und die Ausweitung der Besucherfreundlichkeit weiterhin hohen Stellenwert. Erklärtes Ziel ist es, das Bauwerk für zukünftige Generationen zu bewahren und gleichzeitig als attraktiven Veranstaltungsort weiterzuentwickeln. Die Finanzierung der umfangreichen baulichen Maßnahmen erfolgte bislang aus Eigenmitteln. Da diese Arbeiten jedoch den Erhalt von Wahrzeichen des Burgenlandes betreffen, ist unabdingbar eine umfassendere finanzielle Beteiligung seitens der öffentlichen Hand unabdingbar.





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