Aus Eichenfässern und Betoneiern
- 4. Sept.
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Beim Ausbau der Weine geht das Weingut Esterházy keine Kompromisse ein – und beschreitet dennoch neue Wege. Neben herkömmlichen Gefäßen aus Holz und Edelstahl setzt der Traditionsbetrieb auf innovative Lösungen wie Amphoren oder Betoneier aus eigenem Basalt.

Gab es früher in jeder Weinbaugemeinde mindestens einen Fassbinder, zählt dieser heute zu den seltenen Berufen: Nur eine Handvoll Betriebe übt das traditionelle Handwerk aus, wobei die Nachfrage in den letzten Jahren durch den Wunsch nach Gebinden aus heimischen Wäldern wieder stieg. Für das Weingut Esterházy ist die Verwendung heimischer Gehölze für die Fässer ein Bekenntnis zu dieser Tradition. Darüber hinaus experimentiert es jedoch auch mit alternativen Möglichkeiten – etwa in der Produktion von Schilfwein oder dem Ausbau in Betoneiern, die aus Pauliberg-Basalt gefertigt werden. Neben vielfach prämierten Stillweinen hat sich das Weingut in den letzten Jahren zudem einen Namen in der Sektproduktion gemacht. Unsere Herkunftssekte vom Leithaberg erfüllen die strengen Anforderungen der geschützten Ursprungsbezeichnung Sekt Austria und konnten in Verkostungen beste Bewertungen erreichen.
Betoneier aus eigenem Abbau

Als 2023 drei Betoneier – sogenannte SuperEggs – in Trausdorf eintrafen, waren diese nicht nur die ersten ihrer Art in Österreich, sondern zugleich die größten weltweit. Gefertigt vom Betonei- Spezialisten Sonoma by SAS stammen die „Zutaten“ dafür aus eigenem Abbau. Die 3.800 Liter fassenden Gefäße bestehen zu rund 30 Prozent aus Basalt vom Pauliberg und überzeugten bereits in den ersten Füllungen sowohl im Geschmack als auch in der Qualität. Die Vorteile des Betons liegen darin, jeder Rebsorte ihren eigenen Charakter zu belassen und die Aromen
des Anbaugebiets widerzuspiegeln. Ein weiterer Pluspunkt sind seine wärmespeichernden Eigenschaften: Durch die Wandstärke von acht Zentimetern reagiert der Beton nur langsam auf Temperaturveränderungen. Für den Wein ergeben sich konstante Bedingungen und eine gleichmäßige Gärung. Zudem ermöglicht die offene Struktur im Inneren des Eis ein Atmen: Durch die in den Betonporen eingeschlossene Luft entsteht eine natürliche Umgebung und damit ein stabiles Milieu, das die gewünschte Entwicklung unterstützt. Die Sauerstoffzufuhr geschieht gegenüber Edelstahltanks auf natürliche Weise, transportiert jedoch – im Unterschied zu Holz – während der Reifung keine anderen Aromen. Dies intensiviert und stabilisiert Farbe, Geschmack und Mundgefühl. Deshalb eignet sich Beton besonders gut für die Herstellung hochwertiger Weine, die die Eigenschaften des Bodens und der Trauben unverfälscht zum Ausdruck bringen. Weitere Vorteile der Betoneier liegen in ihrer einfachen und chemiefreien Reinigung: Nach dem Gebrauch erfolgt die Säuberung mit Wasser und Weinsteinpaste, was ökologisch und ressourcensparend ist. Weiteres Plus: Durch die weitgehend rückstandslose Reinigung kann zwischen Weiß- und Rotweinen gewechselt werden. Und nicht zuletzt wird den Betoneiern eine hohe Langlebigkeit prophezeit.
Hochwertige Fässer aus eigenen Wäldern

Neben neuen Erfahrungen mit Betoneiern und Granitfässern setzt das Weingut Esterházy nach wie vor auf traditionelle Holzfässer, deren Holz zum Teil aus den eigenen Wäldern gewonnen wird. Das notwendige Holz muss Möbelholzqualität aufweisen und die Bäume haben nicht selten eine Höhe von 25 Metern. Rund 12 bis 15 Meter können davon für Fässer verwendet werden, der Rest kommt als Bauholz oder Hackschnitzel zum Einsatz,
wodurch das Material rückstandslos verwendet wird. Auch hier spielen wieder unterschiedliche Unternehmensbereiche
zusammen: Die Auswahl, Ernte und der Transport erfolgen gemeinsam mit PANNATURA. Zur Weiterverarbeitung kommt der Baum in eine Fassbinderei in Niederösterreich, die daraus Fässer in unterschiedlichen Größen fertigt. Die traditionellen Fassgrößen von 225 und 500 Litern wurden 2024 um ein Fass mit 1.500 Litern Fassungsvermögen erweitert, zudem wurde ein Fass mit 2.000 Litern bestellt. Durch dickere Dauben erhöht sich hierbei die Lebensdauer der Fässer – angestrebt ist eine Verwendung von mindestens 50 Jahren.
Freude am Experiment
Die Freude am Experimentieren – etwa mit Betoneiern, Granitfässern oder Holzfässern unterschiedlicher Größe – findet im Weingut Esterházy auf vielfältige Weise Ausdruck. Für die vinophile Kundschaft bedeutet dies Kosterlebnisse der besonderen Art. Die 2023 lancierte Limited Edition in der 360° Projektbox enthält sechs Weine, die aus Trauben aus einem Weingarten und aus der Ernte eines Tages stammen. Nach der gemeinsamen Verarbeitung erfolgte der Ausbau in Amphoren aus Ton, in unversiegelten Betonamphoren, in Keramik sowie in Holz, Edelstahl und einem Granitfass. Das Ergebnis sind sechs deutlich unterschiedliche Weine, die zum Verkosten und Vergleichen animieren.
Hochwertiger Sekt aus Blaufränkisch
Neben den Weiß-, Rot- und Roséweinen bildet der Sekt ein weiteres Segment und auch hier wird bereits im Weingarten die Grundlage für außergewöhnliche Produkte gelegt. 2019 begann das Weingut Esterházy mit der Ernte von speziellen Sekt-Grundweinen für die Versektung. Das Know-how konnte in den letzten Jahren ausgebaut werden und fließt heute in die Herstellung unterschiedlicher Produkte ein. Als Grundlage kommen stets 100 Prozent Blaufränkisch- Trauben vom Leithaberg zum Einsatz, was als Bekenntnis zu der burgenländischen Sorte und deren Qualität gesehen werden kann. Im November 2023 lanciert, präsentieren sich die Blanc de Noirs aus dem Haus Esterhazy in verschiedenen Reifegraden, die sich an den Stufen der Sekt Austria Pyramide orientieren. Der Sekt Austria Brut kommt frühestens nach neunmonatiger Reifung auf den Markt, Sekt Austria Reserve Rosé reift zumindest 18 Monate. Das Top- Produkt ist der Sekt Austria Große Reserve, der mindestens 36 Monate Zeit zum Reifen hat, um sein ganzes Aromenspektrum zu entwickeln. Diese Herkunftssekte sind eine Hommage an den Blaufränkisch, der charakteristisch für das Burgenland ist, das Terroir des Gebiets wiedergibt und stilistisch zudem einzigartig ist.
Ausreichend Lagermöglichkeit mit eigener Stromproduktion
Die Weine finden nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee starken Absatz, womit der Bedarf an international konformer Verpackung auf Industriepaletten stieg. Da eine Fremdlagerung nicht möglich ist, entschied sich das Weingut Esterházy zur Errichtung eines eigenen Palettenlagers, in dem Gebinde für den weltweiten Markt in Gitterboxen und auch auf Industriepaletten zwischengelagert werden. Das Gebäude bietet Kapazität für 900 Paletten, beim Bau wurde auf Energieeffizienz geachtet: Auf dem Dach wurden Photovoltaik-Elemente angebracht, sodass hier nun außerdem Strom erzeugt wird. Gemeinsam mit den bereits bestehenden Paneelen des Weinguts erreicht die Anlage eine Leistung von 135 KW, was bedeutet, dass das Weingut bis auf die zwei stromintensiven Erntemonate weitgehend energieautark agiert.




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