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Vom Leithaberg in die Welt

  • 17. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Hier trifft historischer Weinbau auf moderne Kellertechnik. Das Weingut stellte 2019 von konventionellem auf ökologischen Anbau um, im Jahr 2023 erfolgte die Bio-Zertifizierung. Kreislaufwirtschaft, Begrünung der Böden und ein Umstieg auf klimafitte Sorten sind Teil des Konzepts.


Die Weingärten befinden sich in einem Umkreis von rund zehn Kilometern um das Weingut Esterházy.
Die Weingärten befinden sich in einem Umkreis von rund zehn Kilometern um das Weingut Esterházy.

Insgesamt 65 Hektar Fläche bewirtschaftet das Weingut Esterházy im Umkreis um sein Betriebsgebäude in Trausdorf an der Wulka. Die Weingärten liegen in Eisenstadt, Großhöflein, St. Georgen, St. Margarethen, Oslip und Rust und damit innerhalb eines Radius von rund zehn Kilometern um die Kellerei. Das bedeutet kurze Wege und die stete Nähe zum Stock, die durch die 2023 abgeschlossene Umstellung zum Bio-Betrieb wichtiger denn je ist: Durch den Bio -Weinbau intensiviert sich die Auseinandersetzung mit der Rebe in enger Abstimmung auf Boden, Klima und Witterung. Hierbei setzt das Weingut Esterházy auf traditionelle Techniken und Materialien und nutzt zugleich Ressourcen, die im eigenen Betrieb anfallen. Der Kompost stammt vom Bio-Landgut Esterhazy und damit aus unmittelbarer Umgebung, was wiederum der Kreislaufwirtschaft entspricht. Der eingeschlagene Weg zeigt sowohl national als auch international Erfolg: 75 Prozent der Weine gehen mittlerweile in den Export.


Bio-Wein in höchster Qualität

Die bereits 2019 eingeleitete Umstellung von konventionellem auf biologischen Weinbau hat in der Bearbeitung einiges geändert: War es früher üblich, etwa dreimal im Jahr auszufahren, um Spritzungen gegen Schädlinge und Krankheiten durchzuführen, erfolgt der Gang zum Stock nun nach Bedarf – im Schnitt rund siebenmal im Jahr, bei niederschlagsreichen Jahren wie 2023 und 2024 jedoch durchaus noch öfter. Denn anders als bei der konventionellen Bearbeitung, bei der der Schutz der Pflanze über die systemischen Mittel von innen heraus wirkt, bleibt biologischer Schutz stets an der Oberfläche und wird bei Regen abgewaschen. Die klimatischen Verhältnisse in der Region – wenig Niederschlag und häufiger Wind – wirken sich jedoch günstig aus: Der Wind trocknet die Feuchtigkeit rasch und beugt so Fäulnis vor. Die Trockenheit beeinträchtigt jedoch die Erntemenge – eine Herausforderung, der das Weingut Esterházy mit entsprechender Bearbeitung je nach Standort begegnet. Im Rahmen intensiver Auseinandersetzung mit den Kulturen erfolgen bei Bedarf Umveredelungen oder Neuauspflanzungen.


Schonende Bodenbearbeitung

Neben dem Verzicht auf systemische Pflanzenschutzmittel bildet die Bodenbearbeitung einen weiteren Schritt zum Erhalt kräftiger Reben. Hierbei gilt es, die Feuchtigkeit auf natürliche Weise im Boden zu bewahren, denn alle Weingärten, die im Ertrag stehen, kommen ohne künstliche Bewässerung aus. Unterstützung dafür liefert die Natur: Begrünung fördert die Bildung von Stickstoff und Nährstoffen im Boden und schützt zugleich vor Evaporation. Je nach Standort kommen traditionelle Pflanzen wie Klee oder Schafgarbe zum Einsatz. Während der Bewuchs über der Erde Schutz vor Austrocknung und Erosion bietet, lockern Pfahlwurzler den Boden auf und setzen damit vielfältige Prozesse zur Bodengesundheit in Gang.


Canopy Management und sanfter Rebschnitt

Unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels wird der Laubarbeit und dem Rebschnitt große Bedeutung beigemessen. Das Canopy Management (Laubdach-Management) geht speziell auf Klima- und Standortbedingungen jedes einzelnen Rebstocks ein und schenkt Sonneneinstrahlung, Windströmungen und weiteren Faktoren wie der Nähe zu einem Wald große Aufmerksamkeit. Das Belassen der Blätter an der Westseite bewahrt die Trauben vor Sonnenbrand, während das Entblättern an der Ostseite ihre bessere Trocknung durch die Morgensonne ermöglicht. Auf diese Weise nützt Canopy Management natürliche Vorgänge und beugt Pilzen und Fäulnis vor. Einen weiteren Schritt zur Stärkung der Reben stellt der sanfte Rebschnitt dar. Geringfügige Schnitte von Hand an ein- bis zweijährigen Trieben reduzieren das Auftreten großer Wunden und minimieren zugleich potenzielle Eintrittspforten für Viren und Bakterien. Der händische Schnitt ermöglicht eine individuelle Behandlung jedes Stocks: So wird bei kräftigeren Reben darauf geachtet, mehr Knospen zu erhalten, während schwächere einen intensiveren Rückschnitt erfahren. Die Umsetzung dieser Maßnahmen macht sich mehrfach bezahlt: Sie trägt einerseits zur Gesunderhaltung der Reben bei und erhöht weiters deren Lebensdauer.


Neue Sorten und Lagen

Neben dem sorgfältigen Umgang mit bestehenden Rieden kommt der Neuanlage oder - ausrichtung, basierend auf den neuen klimatischen Herausforderungen, große Bedeutung zu. Zusätzlich zu den 65 Hektar an bewirtschafteten Weingärten verfügt das Weingut Esterházy über weitere 18 Hektar an Brachflächen, die als Weingärten ausgewiesen sind und bei Bedarf bestockt werden können. Dies erhöht die Flexibilität im Umgang mit Rieden und ermöglicht das Experimentieren mit zukunftsfähigen Sorten. 2021 waren östlich von St. Georgen in der Riede Pirichen und ihren Subrieden Burg Roy und 1758 Weinreben ausgepflanzt worden. Drei Jahre später lieferten diese erstmals partielle Erträge. Die nach Süden und Südosten abfallende Erhebung ist mit vier Rebsorten bestockt: Am steilen Südhang und damit in der wärmsten Lage wurde Blaufränkisch gesetzt, auf einem kleinen Sattel darunter wächst auf rund 0,4 Hektar Furmint. Dieser traditionellen Sorte wird durch ihre späte Reife, das Bewahren von Frische und Säure Zukunftspotenzial zugesprochen. Darüber hinaus findet sich nach Südosten ausgerichtet Pinot Noir. Die oberste und damit kargste, leicht nach Süden orientierte Parzelle trägt Chardonnay. Ebenfalls in St. Georgen wird in der Ried Feurer ein Hektar Zweigelt in die sogenannte Urrebe umveredelt: Die Mutter des Veltliners – Mater Veltlinis –, die im Jahr 2000 in St. Georgen wiederentdeckt worden war, gilt ebenfalls als Zukunftsrebe und betont zugleich die Verbundenheit mit der Region.

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