Schlosspark Eisenstadt: Moderne Technik und zeitgenössische Kunst
- 31. Aug.
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Der Schlosspark Eisenstadt gilt als einer der schönsten Landschaftsgärten in Österreich. Mit der Gründung der Schlosspark Eisenstadt Erhaltungs GmbH und dem grenzüberschreitenden Projekt ParksFit4Future schlägt Esterhazy in Kooperation mit der Freistadt Eisenstadt ein neues Kapitel in der Parkgeschichte auf.

Anfang des 19. Jahrhunderts schuf Fürst Nikolaus II. Esterházy an den Hängen des Leithagebirges einen Landschaftsgarten, der durch seine Lage, aber auch durch seinen Pflanzenreichtum weit über die Grenzen hinaus gerühmt wurde. Um Wasser in die Gartenanlage zu bringen, ließ er Leitungen von Quellen im Leithagebirge in den Park legen und das Wasser in einem künstlichen Kreislauf über Wasserfälle und Kaskaden durch verschiedene Teiche laufen. Diese Bachläufe versiegten im 20. Jahrhundert weitgehend, Teile der Treibhäuser verschwanden. Die Entnahme von Bäumen ohne Nachbesetzung riss Löcher in den historischen Baumbestand und die Bausubstanz verfiel zusehends. Erst ein Umdenken ab den späten 1980er-Jahren setzte dem Verfall ein Ende. Mit einem 1997 abgeschlossenen Pachtvertrag, der rückwirkend ab 1996 galt, wurden die Pflege, Erhaltung und rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich des Eisenstädter Schlossparks mit der Freistadt Eisenstadt und dem Land Burgenland für 25 Jahre festgelegt.
Gründung Schlosspark Eisenstadt Erhaltungs GmbH

Im Zuge des Auslaufens des Pachtvertrags 2021 besiegelten Esterhazy und die Freistadt Eisenstadt in einer Grundsatzvereinbarung die Gründung der Schlosspark Eisenstadt Erhaltungs GmbH. Ein 30-jähriger Bestandsvertrag verpflichtet beide Projektpartner zum gemeinsamen Erhalt der historischen Gartenanlage. Nachdem erste Planungsmaßnahmen abgeschlossen waren und ein Businessplan erstellt war, nahm die Gesellschaft 2022 das operative Geschäft auf. Das jährliche Budget beträgt 650.000 Euro und wird zu 70 Prozent von der Freistadt Eisenstadt und zu 30 Prozent von Esterhazy getragen. Sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ständig im Park im Einsatz, unterstützt werden sie durch das fachliche Wissen der zwei verantwortlichen Gärtnermeister.
Pflegemaßnahmen im Berichtszeitraum
In einem ersten Schritt fand 2022 eine Bestandsaufnahme über die Wege und weitere vorhandene Infrastruktur statt. Das Zutrittssystem wurde überarbeitet, um bei sturmbedingter Sperre die Sicherheit zu gewährleisten. Zudem begann die Ausbesserung schadhafter Wege. Um den ungewünschten Transport von Parkbänken zu unterbinden, wurden diese durch einheitliche Modelle ersetzt und die neuen Bänke fix montiert. Durch laufende Evaluation und unter Einbindung des Vereins Freunde des Eisenstädter Schlossparks werden auch neue Standorte ermittelt, um den Spazierenden und Erholungsuchenden Abwechslung zu bieten. Die Pflege der Pflanzen, die vor allem im 20. Jahrhundert stark vernachlässigt worden war, wurde sukzessive aufgenommen, allerdings zeigt sich hier das Fehlen einer ganzen Generation an Bäumen. Für Aufsehen sorgte 2024 die Bepflanzung der Beete des Orangerieparterres mit Gemüsepflanzen gemäß historischen Vorbildern. Die Ernte wurde im Herbst der Caritas Burgenland übergeben.
Renovierung der historischen Gebäude
Am zuletzt ab 1995 umfassend renovierten Leopoldinentempel fand 2024 unter Beiziehung des Denkmalamts und von Fachleuten für historische Bauten eine neuerliche Befundung statt. Diese ergab die Notwendigkeit umfangreicher Bauarbeiten. Für die Orangerie, die ein beliebter Veranstaltungsort für Hochzeiten und andere Feste ist, wurde im selben Jahr der Einbau einer Lüftung projektiert. Beide Maßnahmen werden ab 2025 umgesetzt.

Moderne Kunst im historischen Park
Im Rahmen eines Wettbewerbs beauftragte Esterhazy NOW Contemporary 2022/23 Künstlerinnen und Künstler mit der Ideenfindung zu künstlerischen Visionen für den Schlosspark. Von den eingebrachten Projektvorschlägen fand jener von Anna Artaker im Herbst 2023 Umsetzung: Nach dem Vorbild perspektivischer trompe l’oeil-Elemente barocker Gartenkunst kreierte sie virtuelle Laubengänge, die als Sgraffito in die Bögen der Gartenfront gekratzt wurden. Das Glasportal in der Mitte erhielt eine Beklebung mit geplotteten Folienelementen und einer spiegelnden Sonnenschutzfolie, die von innen eine Durchsicht nach außen erlaubt und so die historische Blickbeziehung ermöglicht. Unweit davon fand 2024 die Skulptur Tautöne von Katinka Bock Aufstellung, die visuell an ein Saiteninstrument erinnert und durch herabfallende Regentropfen Minimal Music produziert.
ParksFit4Future - Gemeinsames Projekt mit Partner aus Wien und der Slowakei
2022 besuchte eine Delegation aus Wien, Niederösterreich und der Slowakei durch die Organisation des Regionalmanagement Burgenland und unter Begleitung des Vereins Freunde des Eisenstädter Schlossparks burgenländische Parkanlagen. Auf Basis dieses Border Walks führten weitere Gespräche 2024 zum Beitritt zum Interreg-Projekt VI-A Slowakei–Österreich 2021–2027 ParksFit4Future, dem auf österreichischer Seite die Schlosspark Erhaltungs GmbH und die Österreichischen Bundesgärten mit dem Schlosspark Schönbrunn als Partner angehören. Slowakische Projektpartner sind Schloss und Park in Stupava (Landkreis Bratislava) sowie das Malokarpatské osvetové stredisko v Modre (Kleine-Karpaten Bildungszentrum Modra) mit dem Jagdschloss Modra und dem angeschlossenen Ziergarten. Ziel ist der grenzüberschreitende Austausch hinsichtlich Wasser, Bepflanzung und Pflege sowie Besucherlenkung in historischen Anlagen.
Klimafitter Landschaftsgarten und Besucherinformation
Die Klimaveränderungen stellen auch historische Parkanlagen vor große Herausforderungen. Traditionelle Arten stoßen durch abnehmenden Niederschlag und steigende Hitzetage zum Teil an ihre Grenzen, neue Konzepte sind gefragt. Das Projekt sieht die Erarbeitung von Strategien vor, um Parks durch entsprechende Pflanzungen in Anlehnung an historische Vorgaben klimafit zu machen. Eines der Ziele ist die Etablierung einer School for Traditional Gardening in Kooperation mit der FH Burgenland. Die Ausbildung vereint historisches Gärtnerhandwerk mit klimarelevanten Fragen. Zudem bekommt die Information der Gäste im Park mehr Gewicht. Moderne Info-Stelen sollen ihnen den Weg durch die Anlage weisen und zugleich wissenswertes über die Geschichte sowie die Arbeit im Park vermitteln.
Reaktivierung des Wasserkreislaufs
Einen weiteren für Eisenstadt relevanten Baustein bildet die Reaktivierung des historischen Wasserkreislaufs unter Einbindung modernster Technik. Durch die Errichtung eines Pumpenschachts sowie einer Pumpdruckleitung vom Maschinenhaus zum Obeliskteich soll das Wasser wie in der Vergangenheit vom tiefsten zum höchsten Punkt gelangen. Die wasserrechtliche Einreichung sowie die Ausschreibung zu den erforderlichen Erd- und Baumeisterarbeiten waren 2024 abgeschlossen, sodass ab 2025 erste Arbeiten beginnen.




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