Bio-Landwirtschaft und modernste Technik
- 26. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
2002 stellte Esterhazy als einer der ersten großen Landwirtschaftsbetriebe in Österreich auf biologische Bewirtschaftung um. Mittlerweile blickt der Betrieb auf mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung, wovon die Konsumierenden sowie die Umwelt profitieren.

Als der landwirtschaftliche Betrieb 2002 die Umstellung von konventioneller zu biologischer Landwirtschaft einleitete, bedeutete dies einen gewagten Schritt. Mehr als 20 Jahre später zeigt sich, dass dieser wohl gewählt war: Heute haben biologisch angebaute Lebensmittel und die damit einhergehende naturnahe Bewirtschaftung mehr Bedeutung denn je. Das Bio-Landgut Esterhazy gilt mit seiner Expertise als Vorreiter und Beispielgeber, was sich nicht zuletzt in der Ausrichtung von Veranstaltungen wie den BIOFELDTAGEN widerspiegelt.
Für einen gesunden Boden
Rund 3.100 Hektar bewirtschaftet PANNATURA derzeit im nördlichen und mittleren Burgenland, weitere rund 1.500 Hektar kommen Ende 2025 dazu – sie bilden die Basis für gesunde Landwirtschaft. Um einerseits beste Erträge zu erzielen und andererseits das ökologische Gleichgewicht zu erhalten und zu fördern, setzt PANNATURA auf vielfältige Maßnahmen und adaptiert und optimiert diese stetig. Aufgrund langjähriger Erfahrung mit Klima und Böden setzt der Betrieb auf mehr als fünf verschiedene standortangepasste Fruchtfolgen. Sie stellen die optimale Kombination aus Winterungen und Sommerungen, Getreide-, Hack- und Sonderkulturen her und erstrecken sich teilweise über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren. Um die natürliche Gründüngung voranzutreiben, wurde 2022 zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit der Kleegrasanteil in der Fruchtfolge erhöht.
Stärkung des Nährstoffkreislaufs
Die Nährstoffversorgung der Ackerflächen mit eigenem Rindermist oder selbst produziertem Kompost sind weitere Bausteine im ökologischen Kreislauf des Bio-Landguts Esterhazy. Mit der Errichtung von ausgewiesenen Kompoststandorten im Berichtszeitraum kann wertvoller Dünger nun direkt vor Ort erzeugt werden. Wenngleich die Jahreswirksamkeit von Kompost im Jahr des Ausbringens mit rund zehn Prozent eher gering ist, punktet diese natürliche Form der Düngung à la longue: Durch die Schaffung von ausgeglichenen Temperatur-, Feuchtigkeits- und Luftverhältnissen im Boden hat die selbst produzierte Düngeerde regulierende Wirkung. Sie erhöht den Anteil an organischer Substanz und reduziert die Bodenerosion – womit Kompost als Investition in die Zukunft gilt.

Traditionelle Methoden und modernste Technik
Das traditionelle Wissen um Boden und Fruchtfolge wird bei PANNATURA mit modernster Technik kombiniert. Die Programmierung von Sämaschinen für den teilflächenspezifischen Anbau erfolgt durch die Nutzung von Satellitendaten und Zonierungskarten: Auf diese Weise werden Werte über Fotosynthese und Wasserhaltekapazität des Bodens gewonnen. Auf jenen Flächen, die unter Trockenstress leiden, wird die Saatstärke reduziert. Dieser ressourcenschonende Ansatz spart Kosten und Energie. Durch die Bereitstellung von Daten für Forschungsprojekte leistet PANNATURA selbst einen Beitrag zur weiteren Erforschung dieses Feldes.
Klimatische Herausforderungen
Die Extremwetterereignisse im Berichtszeitraum wie das ausgesprochen trockene und heiße Jahr 2022 und der niederschlagsreiche Herbst 2023 hatten enorme Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Hier zeigte sich, dass Nachhaltigkeit vor allem bedeutet, Kulturen anzubauen, welche die Bodengesundheit fördern, und nicht solche, welche durch Marktpreise diktiert werden. Zudem trat die Bedeutung des Anteils der Winterungen in der Fruchtfolge hervor, da diese eine durchgehende Bodenbedeckung garantieren und die Frühjahrsfeuchtigkeit besser nützen können. Beregnung selbst – dort wo sie eingesetzt wird – dient ausschließlich zur Ertragsabsicherung, damit das Grundwasser und damit die natürlichen Ökosysteme nicht belastet werden. Um sich an großflächigen Lösungen zu beteiligen, unterstützt Esterhazy Studien zur Optimierung der agrarischen Beregnung. Auch der vermehrte Einsatz von Wirtschaftsdüngern, Komposten und Kleegrasmulch führt zudem durch die Erhöhung des Humusanteils zu einer stärkeren Wasserhaltekapazität im Boden.

Förderung der Biodiversität
Neben gesunden Böden spielen Biodiversitätsflächen in der Bio-Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Um den Fokus auf Naturschutz und ökologische Dienstleistungen zu legen und die Biodiversität zu fördern, wies PANNATURA im Berichtszeitraum zusätzliche Ackerflächen als Biodiversitäts- und Naturschutzflächen aus. Auf vielen Flächen wurden die im Rahmen des Agrarumweltprogramms (ÖPUL) 2023-27 festgelegten sieben Prozent übertroffen: An einigen Standorten ist rund ein Zehntel als nicht aktiv bewirtschaftetes Acker- und Grünland aus der Nutzung genommen. Der Umwandlung waren intensive Überlegungen und die enge Zusammenarbeit mit dem Naturschutz vorangegangen. Gemeinsam wurden zudem Standorte definiert: Vielfach befinden sich Naturschutz- und Biodiversitätsflächen in der Nähe von Gehölzstrukturen, Hecken oder Waldkanten. Dadurch entstehen umweltfreundliche Habitate, die zur Biodiversität beitragen. Auf dem Bio-Landgut Esterhazy in Donnerskirchen wurden zudem im Streifenanbau Kulturarten in nebeneinander liegenden schmalen Streifen angebaut, um die Auswirkung auf Kulturnützlinge zu untersuchen.

Beweidung als natürliche Landschaftspflege
Derzeit weiden rund 130 Bio-Angus Rinder auf den weitläufigen Flächen, die 2023 auf 26 Hektar verdoppelt wurden. Eine Erweiterung in der kommenden Periode ist geplant. Die Bio-Angus Rinder leisten durch das Abfressen von aufkommendem Schilf einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des ursprünglichen und ökologisch sensiblen Seevorgeländes. Der Dung, der zugleich vielen Käfer- und Insektenarten zur Eiablage dient, stellt außerdem einen wertvollen Dünger für die Ackerflächen dar. Zudem picken und scharren mehrere Hundert Hühner auf den Wiesen. Drei Ziegen leisten darüber hinaus „Wachdienst“ über das Geflügel – ihr Einsatz als natürlicher Schutz vor Raubvögeln hat sich seit Jahren bewährt.




Kommentare